Diagnostik

In der klinischen Praxis ist für die Diagnostik von Hypoglykämieproblemen neben der Überprüfung der Insulintherapie immer auch die Überprüfung des Selbstbehandlungsverhaltens der Patienten notwendig. Hierbei ist es sinnvoll, auch die Einstellungen der Patienten zu Unterzuckerungen und Folgeerkrankungen sowie zu hohen und tiefen Blutzuckerwerten zu erfassen. Diese Einstellungen bestimmen wesentlich das Verhalten der Patienten in ihrem Alltag und sind oft ein entscheidendes Hindernis für einen angemessenen Umgang mit dem Diabetes bzw. mit Hypoglykämien.

Überprüfung der Insulintherapie

 

Bei Patienten mit Hypoglykämieproblemen sollte immer zuerst die Insulintherapie überprüft werden. Neben der ausführlichen Analyse der Blutzuckerprotokolle bietet sich insbesondere bei einem Verdacht auf nächtliche Unterzuckerungen der Einsatz einer kontinuierlichen Glukosemessung an. Zudem ist in diesem Zusammenhang auch der Wissensstand der Patienten bzgl. der Insulintherapie und möglicher Einfluä?faktoren zu überprüfen sowie die Fertigkeiten im Hinblick auf die Durchführung der Insulintherapie im Alltag (Spritztechnik, Wechsel der Spritzstelle etc.).

Auswertung von Daten aus Blutzuckermessgeräten mit Speicherfunktion

Die diagnostischen Möglichkeiten, welche sich durch die Analyse von Blutzuckermessdaten der Patienten ergeben, werden in der klinischen Praxis häufig noch zu wenig genutzt, obwohl sich eine solche Methode leicht in die alltägliche Praxisroutine integrieren lassen würde. Die computergestützte Auswertung von in Blutzuckermessgeräten gespeicherten Messdaten liefert substantielle Hinweise auf das Vorliegen einer gestörten Hypoglykämiewahrnehmung. Es hat sich gezeigt, dass jede Erhöhung des Anteils niedriger Blutzuckerwerte (< 60 mg/dl bzw. < 3,3 mmol/l) um 1 % mit einer 13-prozentigen Zunahme der Wahrscheinlichkeit für eine Hypoglykämiewahrnehmungsstörung einhergeht.
[Poster auf der 42. DDG-Jahrestagung. Diabetes und Stoffwechsel, 2007, 16(Suppl.1), S66.]

Überprüpfung der Hypoglykämiewahrnehmung

Bei vielen Diabetespatienten verändert sich die Hypoglykämiesymptomatik im Laufe der Jahre (Art und Intensität der Hypoglykämiesymptome). Daher ist es sinnvoll und notwendig, sich vor einem speziellen Hypowahrnehmungstraining ein genaues Bild der Hypoglykämiesymptome der betroffenen Patienten zu machen. 


 Mit Hilfe eines einfachen Fragebogens zur Hypoglykämieanamnese lässt sich beurteilen, ob bei einem Patienten ein ernsthaftes Problem mit der Wahrnehmung von Unterzuckerungen (im Sinne einer Hypoglykämiewahrnehmungsstörung) vorliegt. Anhand spezieller Symptomchecklisten können Patienten beurteilen, ob bei Ihnen bestimmte Symptome bei niedrigen Blutzuckerspiegeln auftreten und, wenn ja, wie häufig und in welcher Intensität. 


Den Fragebogen zur Wahrnehmung von Unterzuckerungen können Sie sich hier herunterladen oder ausdrucken. Im Bereich "Für Patienten - Testen Sie Ihre Hypowahrnehmung!" besteht die Möglichkeit den Fragebogen auch online zu bearbeiten.

Problembereiche der Diabetesbehandlung

Die Tatsache an einer chronischen Erkrankung zu leiden und auch die täglichen Anforderungen der Diabetestherapie stellen für viele Patienten eine enorme Belastung dar. Tauchen dann noch akute Probleme auf, kann dies die Betroffenen sehr schnell überfordern und sogar zu einer psychischen Erkrankung, z.B. einer Depression, führen. In der Praxis gilt es solche Belastungen rechtzeitig zu erkennen. Der Fragebogen zu Problembereichen der Diabetesbehandlung erfasst die emotionale Befindlichkeit im Zusammenhang mit der Diabeteserkrankung und den Behandlungsanforderungen
und hat sich darüber hinaus als ein valides und reliables Instrument zum Depressionsscreening bei Diabetespatienten erwiesen.

Einstellungen zum Diabetes und zu Hypoglykämien

Persönliche Einstellungen bezüglich der Blutzuckerziele (z.B. die Akzeptanz sehr niedriger oder sehr hoher Blutzuckerwerte), allgemeine Belastungen durch die Anforderungen der Diabetestherapie, sowie Sorgen im Zusammenhang mit niedrigen bzw. hohen Blutzuckerwerten (Ängste vor Unterzuckerungen bzw. vor Folgekomplikationen) beeinflussen das Selbstbehandlungsverhalten. In der Praxis zeigt es sich sehr oft, dass Patienten zwar wissen, wie sie sich "richtig" oder "angemessen" verhalten sollten, dieses Wissen aber in ihrem Alltag nicht umsetzen. Eine Veränderung des Selbstbehandlungsverhaltens kann nur erfolgen, wenn auch die Einstellungen und die Sorgen und Befürchtungen der Patienten in Schulung und Beratung ausreichend thematisiert werden.